Roentgen-Möbel

Jeder Sekretär besaß mindestens ein Geheimfach, das wusste er von seiner Mutter. Bei diesem Prunkstück würde lange suchen müssen. Er rang sein schlechtes Gewissen nieder und zog eine Schublade heraus. „Halt das“, sagte er zu Ino. Er untersuchte das gähnende Loch, das der kleine Kasten hinterließ. Nichts.

Echsenbrut

Nein, es geht hier nicht um den Entdecker der gleichnamigen Strahlen. Vater und Sohn Roentgen betrieben eine Möbelmanufaktur in Neuwied. Sie belieferten die Granden ihrer Zeit – von Ludwig XVI. bis zu Katharina der Großen.

Die Möbel von Abraham und David Roentgen sind äußerst raffiniert gearbeitet. Ein Prachtsekretär im Rijksmuseum Amsterdam verdeutlicht ihre Kunst. An jeder Ecke des Möbelstücks finden sich Mechanismen, um Klappen zu öffnen oder Schubkästen zu enthüllen. Man muss schon sehr genau hinschauen, um die Spalten und Schlitze zu erahnen, aus denen sich das Möbelstück entfaltet.

Das Roentgen-Museum in Neuwied erklärt den Weltrang der Werkstatt viel besser als ich. Den Besuch lege ich gerne ans Herz. Die Möbel dagegen finden sich an vielen Ecken der Welt – ob in St. Petersburg, London oder New York.